Leben & Werke

Kunst & Künstler

Kurzbiografie

Karl Mostböck wurde am 12. April 1921 in Grein a. d. Donau geboren. Mostböck war im Wesentlichen Autodidakt. Lediglich bei Prof. Gerhardinger an der Münchner Kunstakademie sowie bei dem englischen Gebirgsmaler Harrison Compton erhielt er Anregungen und Schulung für seine künstlerische Tätigkeit. 

1949 übersiedelte er aus beruflichen Gründen nach Steyr und nahm ab 1954 am österreichischen Grafikwettbewerb teil. Bei einer ersten Reise nach Paris 1955 wurde er geprägt durch Werke der „Ecole de Paris“ und entwickelte eine große Begeisterung für die Kunst des Informel. Mitte der 1960iger Jahre wendete er sich der asiatischen Kunst und Philosophie zu.

Nach Teilnahme an einer Ausstellung mit japanischen und chinesischen Künstlern in Dubrovnik 1968 folgte eine rege internationale Ausstellungstätigkeit. Er beschäftigte sich mit Art Brut und versuchte eine Synthese der asiatischen Kalligraphie mit dem europäischen Informel. In den 1990er Jahren Rückkehr zu einer reduktionistisch-skriptualen Formensprache.

2008 wurde Mostböck eine besondere Anerkennung seiner Kunst zuteil: In der Ausstellung „Vom Aufruhr zur Struktur – Schriftwerte im Informel“ aus dem Bestand des Gustav-Lübcke-Museums in Hamm wurde er neben seinen künstlerischen Vorbildern präsentiert.

Karl Mostböck wurde mit dem Titel „Professor“ und dem „Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“ ausgezeichnet, war Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Grein und seiner Heimatstadt Steyr, wo er am 19. Oktober 2013 starb.

Sein Leben im Detail

1921-1940

Karl Mostböck kam am 12. April 1921 in Grein an der Donau als einziges Kind von Carl Arthur und Maria Mostböck zur Welt. Schon einen Tag später, am 13. April, wurde er in der Pfarrkirche Grein getauft. „Ich bin in einer sehr behüteten Familie aufgezogen worden“, bemerkte Mostböck rückwirkend.

Karl Mostböck als Kind

Karl Mostböck als Kind

Zunächst verbrachte Karl die Kindergartenzeit im Kloster von Grein. Anschließend besuchte er die Volksschule seiner Heimatstadt. In der Hauptschulzeit entwickelte er ein außerordentliches Zeichentalent, das der Gutsverwalter auf Schloss Grein, Constantin Grössinger, zu fördern verstand. Grössinger selbst war ein anerkannter Tiermaler, der vor seiner Zeit in Diensten des Hauses Sachsen – Coburg und Gotha in Oberösterreich Oberförster im Kaukasus gewesen war. Mostböck sprach oft in seinen Kindheitserinnerungen davon, dass er von diesem gütigen Menschen die Grundlagen der Zufriedenheit und Bescheidenheit erfahren hatte. „Von diesem großherzigen Menschen hatte ich einen großen Respekt und große Verehrung. Seine Zuwendung war fast väterlich, vor allem hat er mir gute Tipps beim Zeichnen vor der Natur gegeben. Ich war ihm immer sehr dankbar dafür“. Ein weiterer Glücksfall für den Schüler war 1935 der Eintritt seines Zeichenlehrers Georg Werthgarner in die Hauptschule Grein. Auch er förderte ihn und nahm ihn mit zu Ausflügen in die Wachau, um gemeinsam zeichnerisch die Natur zu studieren.

In diesen Jahren festigten sich für Karl Mostböck jene Freundschaften, die sein Interesse an Zeichnung und Malerei vertieften. Im Haus seines Schulfreundes Herbert Frank, dem Sohn des Notars in Grein, lernte er Bilder regionaler Meister kennen, besonders jene von Fritz Lach, der die Wachau zu seinem bevorzugten Sujet gewählt hatte. Mostböck lieh sich diese Bilder aus und kopierte sie. An den Besuch einer Akademie war damals nicht zu denken. Der junge Mostböck war auf sich allein gestellt, unterstützt von jenen kunstsinnigen Menschen, die seine Ambitionen honorierten und begleiteten. Sein Weg begann zwangsläufig autodidaktisch, ohne Hintergrund einer Meisterklasse und ohne ein städtisches Bildungsangebot. Der Künstlerberuf stand nicht zur Wahl. Stattdessen absolvierte Karl Mostböck eine kaufmännische Ausbildung bei einem Großhändler in Perg, die er mit bestem Erfolg abschließen konnte.

Durch Kopieren von kleinen Details, die er aus Kunstpostkarten mit einer Schere herausschnitt, (wobei noch einige Karten erhalten sind), entwickelte er eine feine Technik für Farben und Zeichnung. In dieser Zeit entstehen unzählige Zeichnungen und Aquarelle aus Grein und dem Strudengau.

1941 – 1950

Als 19-Jähriger wurde Karl Mostböck im Oktober 1940 zum Reichsarbeitsdienst in das Lager Kammer-Schörfling eingezogen. Am 2. Mai 1941 folgte die Einberufung zur Grundausbildung nach Wien. Seine Musikalität, Mostböck spielte mittlerweile hervorragend Klarinette und Saxophon, war ihm in seinem Militärdienst von Nutzen. In der Wehrmacht, erzählte Mostböck, waren ausgebildete Musiker wegen ihres Taktgefühls gesucht, um sie als Funker einzusetzen.

Im strengen Winter 1941 kam Mostböck als Infanterie-Funker an die Front nach Russland. Erkrankt an Ruhr und Fleckfieber wurde er in das Hauptlazarett nach Brjansk eingeliefert. Hier begann er wieder zu zeichnen. Auf einer Feldpostkarte entstand die Federzeichnung Grein, Böhmergasse, die er an seinen Freund Herbert Frank nach Grein schickte. Auf der Rückseite bemerkte er: „Liege hier im Feldlazarett zu Brjansk und bin gerade beim Zeichnen aus dem Gedächtnis.“

Nach Monaten erfolgte nach einem Zwischenaufenthalt in Wien seine Überstellung nach Frankfurt am Main. Hier traf er auf zwei spätere Freunde: den Komponisten und Musiker Hubert Deuringer, einen der erfolgreichsten Akkordeonspieler Deutschlands, und den Kritiker Georg Hensel, der später als Autor eines großen Schauspielführers, „Spielplan – von der Antike bis zur Gegenwart“ bekannt werden sollte. Diese Kontakte halfen Mostböck über die schweren Kriegsjahre.

Anfang 1944 bekam er den Marschbefehl nach Polen. Dort holte ihn Deuringer in eine Militärmusikkapelle. Der Universalist Mostböck, der Klarinette, Saxophon, Akkordeon und Mundharmonika beherrschte, ist nun in der Betreuung der angeschlagenen Wehrmachtseinheiten unterwegs. Ende 1944 begann der Rückzug über Wien nach Bayern, wo er die letzten Kriegswirren überstand. Er wurde im Mai 1945 von den Amerikanern festgenommen und kurz in Bad Aibling interniert.

Mostböck blieb vorerst in der Nähe von Rosenheim (Bayern), denn sein Heimatort Grein lag in der russischen Besatzungszone. Er lernte Constantin Gerhardinger (1888-1970) kennen, Professor an der Münchner Kunstakademie, selbst Landschafts-, Stillleben- und Porträtmaler des Leibl-Kreises. Und er wusste dass sein großes Vorbild, der Gebirgsmaler Harrison Compton, in der Nähe wohnte, den er mehrmals in der Woche besuchte. Eine kurze, aber für ihn sehr fruchtbringende Zeit, da er menschlich und künstlerisch viel von Gerhardinger und Compton aufnehmen konnte. Ende Oktober 1945 glückte dann die Heimkehr an die Donau.

Nun begann für Karl Mostböck die Zeit der Neuorientierung. Anfang 1946 entstanden erste Arbeiten von Grein und Umgebung. In seinem ersten Personalausweis gibt der Kriegsheimkehrer bereits „Kunstmaler“ als Beruf an. Am 9. Mai 1946 trat er der Berufsvereinigung oberösterreichischer Künstler bei. Die erste größere Ausstellung fand im Linzer Brückenkopfgebäude statt, wo sich damals die künstlerische Szene Oberösterreichs neu formierte. „Malerei, Graphik, Plastik, Architektur und Kunstgewerbe“ vom 13. Juli bis 18. August 1946.

Das Ehepaar Mostböck bei der Hochzeit

Das Ehepaar Mostböck bei der Hochzeit

Karl Mostböck blieb aber nach wie vor vielseitig kreativ, schnitzt Weihnachtskrippen und gründet das Tanzquartett Mara. Bei einem der vielen Auftritte lernt er seine spätere Frau, Herta Sonnleitner, kennen. Kurz vor der Hochzeit lud ihn die Stadt Grein im April 1947 zu einer Einzelausstellung ein. Am 27. Mai 1947 heirateten Karl Mostböck und Herta Sonnleitner in der Pfarrkirche St. Nikola im Strudengau. Zu diesem Zeitpunkt war er schon Vater: Tochter Gerlinde wurde am 31. Januar 1947 geboren.

Der Mühlviertler Bote vom 4. Juni 1947 machte bei dieser Gelegenheit kritisch auf die schwierige Wohn- und Arbeitssituation des jungen Künstlers aufmerksam: „Traurig sind die Verhältnisse, unter denen der von keiner Seite geförderte Künstler schafft. Das lichtarme Fenster der elterlichen Hofküche ist sein Arbeitsplatz. Der Raum bekommt im Juli erst Sonne. Eine schrille, den ganzen Tag laufende Kreissäge raubt jede Konzentration. Die Stadt Grein aber hat bisher noch jedes Ansuchen der Familie Mostböck abgelehnt. Wer wissen will, wie die Förderung österreichischer Künstler aussieht, der besuche das ‚Atelier‘ dieses Malers. Hoffentlich besucht der große Compton nie seinen Greiner Schüler. Er würde sich über die Väter dieser Stadt sehr wundern.“

Die wirtschaftliche Lage war schwierig, als Künstler mit Familie eine Existenz aufzubauen schwer vorstellbar. Mostböck bewarb sich 1949 bei den Steyr-Werken und wird sofort in der Traktorenabteilung aufgenommen. Gleichzeitig erfolgt die Übersiedlung nach Steyr, wo eine Wohnung in der Fischergasse, nahe der Enns, bezogen werden konnte. Nach kurzer Zeit erkannte man sein Zeichentalent und veranlasste sofort, dass er in das „Technische Schrifttum“ als Graphiker überstellt wurde. Durch einige Ankäufe – z.B. der niederösterreichischen und oberösterreichischen Landesregierungen – konnte er einen ersten überregionalen Erfolg verbuchen.

1951-1960

Anfang 1950 lernte Mostböck den Steyrer Architekten Heinrich Dunkl kennen, den späteren Ehemann der Schriftstellerin Dora Dunkl, der sich selbst in Paris als Maler versucht hatte und eine umfangreiche Bibliothek besaß. Hier begegnete Mostböck in den Kunstbüchern den jüngeren Entwicklungen der europäischen Malerei – und entdeckt auch erstmals ein Werk über Zen, die japanische Richtung des Buddhismus, dessen Denken seine Arbeit in Hinkunft prägen sollte.

In den Jahren 1950 bis 1955 entstand auch die Künstlerfreundschaft zwischen Karl Mostböck und Josef Dobrowsky, der mehrmals seinen Sohn, der ebenfalls in den Steyr-Werken beschäftigt war, besuchte und Mostböck kennenlernte. Gemeinsam malten sie regelmäßig vor der Natur. Auch Wilhelm Jenny, der Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums, begeisterte sich für die Arbeiten Mostböcks.

1954 folgte die letzte Übersiedlung: in ein Hochhaus mit weitem Blick über Steyr und das Ennstal. Hier arbeitete der Künstler in einem kleinen Raum, mit linksseitigem Lichteinfall auf den Zeichentisch. Höhepunkt seiner noch kurzen künstlerischen Laufbahn war im Sommer 1954 seine erste Teilnahme am 3. Graphikwettbewerb in Innsbruck, wo aus hunderten Einsendungen 58 Blätter aus ganz Österreich ausgewählt wurden. Die Jury bestand aus Künstlern und Kunstkritikern wie Werner Berg, Kurt Moldovan oder Jörg Mauthe. Und beim 4. Graphikwettbewerb gehörten „König David“ von Hans Fronius, der Holzschnitt „Mutter“ von Herbert Fladerer, das Kreideblatt „Landschaft mit Blumen“ von Margret Bilger, sowie die Aquarelle „Naher Frühling“ von Max Weiler und „Großstadtstraße“ von Karl Mostböck zu den herausragenden Arbeiten. Doch Mostböck löste sich in diesen Jahren von der gegenständlichen Darstellung. Im Dezember 1954 ehrte ihn das Oberösterreichische Landesmuseum mit einem Preis beim Graphikwettbewerb im Rahmen der Ausstellung „Junge Künstler Oberösterreichs“.

Gemälde von Desnoyer auf einer Karte an Mostböck+Text

Gemälde von Desnoyer auf einer Karte an Mostböck+Text

1955 erfolgte die erste Reise nach Paris. Paris wird für ihn, wie für viele Künstler seiner Generation, der erste lebendige Kontakt mit jener Kunst, die in Österreich und Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus verpönt, verfolgt und verboten gewesen war. In der Kunststadt Paris entwickelte sich seit den späten vierziger Jahren mit dem „Informel“ eine Stilrichtung, die mit dem amerikanischen „Abstrakten Expressionismus“ vergleichbar ist. Diese führte mit ihrer Malerei zu einer spontan-gestischen Kunst, die ihre Inspiration aus dem Unterbewusstsein, aus der Imagination empfing. „Die Bilder entstehen nicht aus dem Intellekt, sondern aus dem reinen Bewusstsein, das die Äußerlichkeiten zwar wiederspiegelt, aber nicht von ihnen abhängt“, äußerte Karl Mostböck sich einmal. Prägend wurden Begegnungen mit den Werken von Jean Dubuffet und Jean Fautrier sowie den Künstlern der „Ecole de Paris“. Besonders die Begegnung mit den Werken von Francois Desnoyer, dem es gelang, Fauvismus und Kubismus zu verbinden, beeindruckte Mostböck. Bei einer Lithographie Ausstellung von Desnoyer in der Galerie Marcel Guiot traf Mostböck auf den Künstler, woraus eine langjährige Brieffreundschaft folgte.

1957 wurde Karl Mostböck Mitglied des Oberösterreichischen Kunstvereins, im Dezember des gleichen Jahres Gastmitglied in der Vereinigung für Künstler und Kunstfreunde MAERZ – und er reiste wieder nach Paris. 1958 erfolgt die große „Heerschau der Oberösterreichischen Künstler“ (Salzburger Nachrichten) u.a. mit Hans Breustedt, Vilma Eckelt, Alfered Kubin, Franz Zülow und Fritz Fröhlich. Im Juni 1960 nahm er an der Ausstellung der „Biennale Christlicher Kunst der Gegenwart“ in der Residenz Salzburg teil.

1961-1970

Mit der gleichen Konsequenz mit der der Künstler in den bisherigen Jahren seine an der Kunstgeschichte orientierte Entwicklung vorangetrieben hatte, setzte er nun in den Jahren 1961/62 eine prägnante Zäsur: In dieser Zeit malte er ausschließlich einfache, breit gezogene Gitterkonstruktionen, die er als formale Basis für ein möglichst komplexes und spannungsvolles farbliches Gleichgewicht verwendete. Jedes Rasterelement wurde in immer differenzierter abgestuften Farbtönen gestaltet; die gesamte Komposition erinnert sehr an Glasfensterentwürfe.

Herbert Lange, Kunstkritiker der Oberösterreichischen Nachrichten, fiel schon längere Zeit der überzeugende und sich ständig weiter entwickelnde Künstler auf und schrieb am 24. Juli 1961 von der Ausstellung im Landesmuseum Linz: „Lobenswert sorgfältig malte Karl Mostböck seine Ölbilder, mit denen er den Eindruck von blau und rot leuchtenden Glasfenstern erzielt. Vor allem in den sakralen Bildern wird ein ganz bestimmter Gegenstand eindeutig durch an sich völlig abstrakte Gestaltswerte ausgedrückt. Mostböck bestätigt wieder einmal, dass er auf einer guten Bahn vorwärtsstrebt.“

Herbert Lange wurde ab 1962 zu einem engagierten Förderer Mostböcks. Er vermittelt Aufträge und Ausstellungen. Mostböcks Konzentration auf religiöse Themen in dieser Zeit führte zur Begegnung und Künstlerfreundschaft mit Rudolf Kolbitsch, der u.a. die Stadtpfarrkirche in Linz-Urfahr und die Pfarrkirche von Wernstein am Inn gestaltet. Mit der Einladung zur III. Biennale Christlicher Kunst der Gegenwart nimmt Karl Mostböck im September 1962 mit vier Werken christlicher Themen in der Residenz in Salzburg teil.

Herbert Lange ermutigte Mostböck und empfahl dem Künstler im Februar 1963: „Wenn sie noch im Wesentlichen bei Ihrem Grundkonzept und absolut beim gleichen Format bleiben. – Eines Tages werden Sie mit beidem brechen, und das muss sensationell wirken in der Harmonie dieses ästhetischen Gleichgewichts. (…) Sie verstehen, was ich meine: Nicht jede Revolution, die uns erschüttert, spürt unser Nachbar in der Stube nebenan. Aber ich will Sie nicht ängstigen. Ich bin kein Prophet und Sie sind geborgen im Frieden Ihrer Schwingungen, Ihrer gesicherten Wellenlänge. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es ist gut!“

Mitte der sechziger Jahre erwarb Karl Mostböck rein zufällig in einer Buchhandlung ein Werk über die fernöstliche Kultur. Das war der Beginn seiner Zen-Phase. Auch die Kunst von Julius Bissier übte damals großen Einfluss auf ihn aus, die ihn zur Beschäftigung mit ostasiatischer Kalligraphie und Hinwendung zu den meditativen Lehren des Zen-Buddhismus führte. Vor dem Hintergrund dieser sehr persönlichen religiösen Kontemplationsphilosophie entwickelte der Künstler seine zeichenhafte Formensprache mit ihren monochromen schwarzen und farbigen Kürzeln. Neben den Zen-Bildern brachen immer wieder Landschaften und Stillleben in die Abstraktionen ein, wobei nur sehr selten Zen-Landschaften entstanden. Obwohl diese Aquarelle zum schönsten zählen, was in dieser Technik geschaffen wurde, konzentrierte sich Mostböck weiter auf Zen-Abstraktionen, die seinem Wesen besonders entsprachen. Zen war für Mostböck Formel seines Protestes gegen die pervertierte Technik, geistlose Verbauung, Umweltverseuchung, Borniertheit und Verlogenheit, gegen falsche Ansprüche. Zen war für ihn seine persönliche Suche nach der sich mit der Natur aussöhnenden heilen Kultur.

1966 begann für Karl Mostböck die Zeit der großen Ausstellungstätigkeiten. In Wien präsentierte die für ostasiatische Kunst spezialisierte Galerie Tao im Mai 1967 eine erste große Einzelausstellung.

Bei seinem Lieblingsbuchhändler in Venedig

Bei seinem Lieblingsbuchhändler in Venedig

Reisen führten Karl Mostböck in den sechziger Jahren, außer nach Frankreich, hauptsächlich nach Italien, wo er in Antiquariaten von Florenz bis Bologna und von Mailand bis Venedig gern gesehener Bücherkunde war. Neben einem vollen Koffer bei der Hinreise machten immer auch zwei leere Koffer die Reise nach Italien mit, die anschließend prall gefüllt mit Büchern gemeinsam mit dem Ehepaar die Rückreise wieder antraten. Karl Mostböck war im Besitz einer riesigen, wertvollen Privatbibliothek.

In der Zeit um 1967 lässt sich im Werk Karl Mostböcks ein spezielles Bemühen um Einfachheit in der formalen Gestaltung beobachten. An die Stelle einer komplexen Schichtung des Bildraumes treten nun in prägnantem Schwung einzeln nebeneinander gesetzte Formen. Die Schriftähnlichkeit wird immer mehr aufgegeben zugunsten einer Formgestaltung, die sich in individualisierter Farbgebung geometrischen Figuren annähert.

Gemeinsam mit japanischen und chinesischen Künstlern erfolgte im September 1968 eine erste internationale Ausstellung in Dubrovnik. Die Ausstellung wurde von TV Zagreb ausgestrahlt.

1970 erfolgen erste Ankäufe von Werken Karl Mostböcks durch Direktor Walter Koschatsky für die Albertina.

1971-1980

Traten bereits in den späten sechziger Jahren in Mostböcks bildnerischer Weiterentwicklung neue Formöffnungsimpulse auf, so wurde dieser Aspekt seines Kunstwollens im Verlauf der siebziger und achtziger Jahre noch weiter ausgebaut. Seine Farbspuren markierten nun in größerer Vielfalt der formalen Gestaltung den Malgrund an weiter auseinander liegenden Stellen. Mostböck operiert nunmehr mit der Spannung von Zwischenräumen – er löst sich immer mehr von der Form zugunsten einer über diese angesprochenen Erfahrung von immateriellen Raumwelten. Die Konzentration der Farbspuren in der Bildmitte wurde aufgelöst, der Bildraum als Gesamtheit wurde zur künstlerisch formulierten, gleichgewichteten Erfahrungskonzentration. Die konsequente Distanzierung von allen linienbezogenen Formulierungsmöglichkeiten markierte auch in diesem Zeitraum die individuelle Position der Kunst Karl Mostböcks.

Überraschend starb 1972 sein Förderer und Mentor Herbert Lange, der den Künstler jahrelang beim Aufbau seiner künstlerischen Anerkennung begleitet hatte um seinen Platz in der österreichischen Kunstgeschichte zu finden.

Einen Ausgleich von seinem anstrengenden, mit sehr viel Konzentration verbundenen Berufsalltag, sowie der täglichen Beschäftigung mit seiner Kunst, gewann Karl Mostböck durch die mit seiner Gattin durchgeführten Bergtouren, die sie oft in das nahe liegende Phyrn-Prielgebiet führten, wobei Skizzenbücher nicht fehlen durften. Einige dieser kleinen Büchlein mit den wunderschönen Aquarellen und Zeichnungen die noch vorhanden sind, zeugen von den Wanderungen durchs Stodertal.

1976 traf Karl Mostböck während einer Gemeinschaftsausstellung österreichischer Aquarellkünstler in der Steyrer Galerie Grüner den Maler und Grafiker Kurt Moldovan, der Mostböcks Bilder in der Ausstellung äußerst positiv beurteilte. Er vermittelte ihn an die Wiener Galerie Wührtle unter der Leitung der legendären Luise Kremlacek, wo er von 1978 bis 1986 seine Bilder in einer Dauerausstellung präsentieren konnte.

Ab 1977 regelmäßige Teilnahme an der „Art Basel“, sowie an der Kunstmesse „Art Washington“.

In seinen Aquarellen mit Tusche auf Seidenpapier, die ab 1977 entstanden, zeigt sich Karl Mostböck bereits auf einem Höhepunkt seiner Entwicklung. Was er als richtig, seinem Wesen entsprechend und für ein offensichtlich diszipliniertes Talent als förderlich erkannt hatte, wurde zur Basis einer erfolgreichen Weiterentwicklung, die ihm im In- und Ausland viel Anerkennung und Wertschätzung brachte.

1978 erfolgt die Übergabe von 23 Aquarellen an die Graphische Sammlung der Albertina in Wien.

Einladungskarte Ausstellung 1979 in Luxemburg

Einladungskarte Ausstellung 1979 in Luxemburg

1979 Ausstellung im Staatsmuseum Luxemburg „Moderne Skulpturen aus Österreich“ mit Skulpturen von Avramidis, Bertoni, Göschl und Hrdlicka, umrahmt durch die wunderbare Aquarellausstellung aus dem Zyklus „Das Mädchen, die Freundinnen, sowie das Mädchen und der alte Mann“ von Karl Mostböck.

1980 endet das Dienstverhältnis von Karl Mostböck in der Steyr-Daimler-Puch AG. Er geht mit August 1980 in Pension.

1981-1990

Im März 1981 fand in der Galerie Kutter in Luxemburg die sehr erfolgreiche und von den Galeriebesuchern hochgeschätzte Ausstellung „Karl Mostböck, Signes et Symboles“ statt. Im Juni desselben Jahres die Ausstellung „Hommage à Max Ernst“ und im Dezember die Ausstellung „Hommage à Pablo Picasso“.

November 1981, ORF-Bericht über den Zen-Maler Karl Mostböck:

Bevor sich der 60 jährige Oberösterreicher Karl Mostböck mit Zen-Malerei befasste, machte er durch seine Landschaftsaquarelle auf sich aufmerksam. Mostböck war ursprünglich technischer Graphiker, seine Maltechnik erwarb er sich als Autodidakt. Die Zen-Malerei ergab sich aus seiner Vorgangsweise. Er malt die Blumen nicht ab, sie entsteht während des Malens auf natürlich zufällige Weise so wie in der Natur eine Blume entsteht. Mostböck malt auf dem Boden, mit farbnassem Pinsel, den er frei hält, senkrecht zum Bild.Diese Malerei des kontrollierten Zufalls ist gut in seinen Aktbildern zu erkennen, die ebenfalls nicht nach Modellen entstehen. Der Zen-Maler ist ein aufmerksamer Beobachter, aber kein Kopist. Er ist nicht souverän, auch das gerade zur Verfügung stehende Papier, die Intensität der Tusche und der Pinsel sind am Bild mitbeteiligt. Der Zen-Maler fühlt sich in dieser Welt zuhause. Da er kein Ziel vor Augen hat, sondern in der zeitlosen Gegenwart lebt, ist er nicht in Eile. Gegensätze wie Geist und Natur, Subjekt – Objekt, Gut – Böse, Künstler und Material existieren für ihn nicht. Er fasst die Gegensätze als Relationen auf. Er greift nicht ein in den Lauf der Dinge. In den Zen-Bildern gibt es viel freien Raum. Die Maler spielen, wie es im Osten heißt, die saitenlose Laute. Sie malen durch Nichtmalen. Das Geheimnis liegt darin, dass der Maler die Kunst versteht, die Form mit dem leeren Raum auszubalancieren. Das wunderbare Leere spielt im Zen eine große Rolle. Und schließlich lassen die Bilder jede Symmetrien vermissen. Im Gegensatz zur westlichen Wissenschaft, die mit Hilfe von Symmetrien und Regelmäßigkeiten zum Verständnis und zur Beherrschung der Natur gelangt ist, hat man sich im Osten den Blick auf das Spontane, das nicht verstandesmäßig Fassbare an der Natur bewahrt und die Zen-Malerei drückt diese Einstellung zur Natur aus.

Im Februar 1983 eröffnete in Vaduz der Direktor der Albertina, Walter Koschatzky, im Beisein des Fürsten von Liechtenstein die Ausstellung „Die Kunst des Aquarells“. Im Anschluss an diese Ausstellung wird Karl Mostböck mit einer eigenen Aquarell-Ausstellung in Liechtenstein gewürdigt.

1984 erscheint in einer Auflage von 400 Stück der Kunstband Steyr – Impressionen mit 40 aquarellierten Federzeichnungen von K. Mostböck. Text: Marlene Krisper

Verleihung des Berufstitels Professor 1984

Verleihung des Berufstitels Professor 1984

Im November 1984 wurde Mostböck der Berufstitels „Professor“ durch den Bundespräsidenten verliehen.

In den achtziger Jahren begann Karl Mostböck sich mit der „Art Brut“, insbesondere mit den Werken von Pierre Alechinsky aus der 1948 gegründeten Gruppe COBRA zu beschäftigen. „Die Beschäftigung mit der ‚Art Brut‘ führte zu einer weiteren Befreiung meiner Zen-Arbeiten, in die ich ab 1985 auch verstärkt auch Informelles einfließen ließ.“ Die „Art Brut“, zu deren Protagonisten Künstler wie Jean Dubuffet und Cy Twombly gehörten, ist bestimmt durch den graffitihaften Gestus ihrer Malerei, sowie durch die trivial grotesken Kritzeleien. Es handelt sich um einfache, spontane rudimentäre Figurationen, in denen die Linie dominiert. Bei Karl Mostböck waren es die stillen aus der Kontemplation entwickelten Chiffren, kryptische Zeichen, mit breitem Tuschepinsel angesetzt, mit feinem Bleistift auf die Bildfläche gekritzelt oder mit lasierenden Wasserfarben in der Aquarelltechnik aufgetragen.

Ende der achtziger Jahre setzt Karl Mostböck erneut eine Phase der Neuorientierung seiner künstlerischen Arbeit. Die bisher verbindlichen Parameter blieben zwar gültig, in der Folgezeit arbeitete der Künstler jedoch daran, seine Bemühungen um den Aufbau eines offen konzentrierten Gefüges von Farbraumformen zu verdichten und zugleich die jeweilige Qualität der Offenheit zu erhalten. In diesen verdichteten Kompositionen wurde nur das „Material“ Farbe stärker eingesetzt, zugleich interessiert sich der Künstler jetzt sehr für die Gestaltungskraft vorgefundener, markanter Formen, so etwa der Schriftspuren auf alten Papieren. Souverän verdichtet der Künstler seine Setzung farbiger Erfahrungsspuren Wie selbstverständlich vermied er die Überfrachtung der Gestaltungsbeziehungen. Ein bisher nur vereinzelt beobachtbares Interesse an der menschlichen Figur trat nun vermehrt in den Vordergrund. Der Künstler öffnete seine Kunst nun auch mehr für äußere Bildeinflüsse, die stets in der eigenen Sprache des eigenen Kunstwollens verarbeitet wurden. Seine Hinwendung zur bildhaft geöffneten Zusammenfassung inkludierte jetzt sogar rein graphische Gestaltungsformen; behutsam definierten auch Linien ihre eigene Bildgeltung. Wiederum erweiterte der Künstler zudem seinen Einsatz von Farbträgern. Bewusst entstanden Mischtechniken; sie stehen für eine Erweiterung der offenen Konzentration, die Karl Mostböck als zentrales künstlerisches Anliegen über Jahrzehnte hindurch verfolgte.

Angesichts eines bisherigen Werks aus sieben Jahrzehnten wurde Karl Mostböck in der oberösterreichischen Kunst jedoch nicht nur zu einem wichtigen Vertreter der informellen Kunst der fünfziger und sechziger Jahre. Gerade über seine Auseinandersetzung mit dem Menschen gelang es ihm auch in den achtziger Jahren, Traditionen des Informel mit der Wiederkehr einer unbekümmerten fabulierenden Malerei der „Figuration libre“ zu verbinden. Ohne neoexpressionistische Züge nachzuvollziehen, wurden diese über Jahrzehnte betriebene Körpererfahrung und ihre Umsetzung zu wesentlichen Faktoren einer von Subjektivismus bestimmten Kunst.

1991 – 2000

In Anerkennung seines jahrzehntelangen über die Grenzen der Stadt Steyr hinaus anerkannten künstlerischen Wirkens wurde Karl Mostböck am 27. September 1991 mit der Verleihung der Ehrenmedaille um die Stadt Steyr ausgezeichnet.

Karl Mostböck: „Seit Anfang der 90-er Jahre bemerke ich eine Verschmelzung der einzelnen Elemente meiner Arbeit ineinander, wodurch die Einheit des Universellen spürbar zum Ausdruck kommt, was mich sehr beglückt. Ich bin mir völlig sicher, dass man schöpferische Kraft nur aus der Stille erwachsen lassen kann. Stille entsteht im Menschen und nicht außen. Wenn man sich selber beruhigt, beruhigt man die Welt“. Nun hatte sich der Künstler von der Zen-Malerei losgelöst und war wiederum zum Informel zurückgekehrt. Informel bedeutete für ihn frei sein: frei sein von den Gesetzmäßigkeiten von Form und Farbe.

Karl Mostböck kehrte zu den kontemplativen von der Zen-Lehre beeinflussten lyrischen Kompositionen zurück. Er war ein unermüdlicher schaffender Künstler, sein Oeuvre umfasste inzwischen mehrere tausend Arbeiten. Seine skripturale Malerei zeigte nicht nur eine absolut sichere Hand, wie sie eine derartige „Zeichenkunst“ benötigt, sondern sie strahlte auch höchste innere Konzentration aus. Karl Mostböck war der Maler/Schreiber der großen Zeichen auf einer kleinen Fläche. Seine Werke sind „Kabinettstücke“ der Malerei, sie legen Zeugnis ab von einem bedeutenden Künstler unserer Zeit.

Auch zeichnete sich in den 90iger Jahren die Rückkehr zur Figuration ab, eine von Reduktion und expressiver malerischer Handschrift geprägten Auseinandersetzung mit den Licht und Schattenseiten menschlicher Existenz. Mit impulsivem Pinselduktus ging er Gefühlsmomenten auf den Grund, schilderte Stimmungen in intensiver Farbigkeit, die in konzentrierter Spontaneität zu „wilden“ Form- und Farbgeflechten zusammenfanden. In ihrer abstrakten oder figuralen Komplexität zeugen jetzt die Werke von einem lyrischen Abtasten des menschlichen Empfindungsraumes. Die aus der Übereinstimmung von Person und Gestik hervorgehende Spontanität, ein wesentliches Element der Zen-Malerei, war eine wichtige Grundlage seiner Malerei, die sich auch der Tradition des Informel und der Art Brut stellte. Mit reduzierten Stilmitteln formulierte Mostböck Zeichen und Figurationen, die sehr authentisch Leidenschaft und gleichzeitige Sensibilität zur Harmonie verbanden. Bestechend waren die Ausgewogenheit und Dichte der Komposition. Seine Bilder atmeten Ausgewogenheit und sichere Balance, egal ob es sich um lose, auf dem Bildträger verteilte Figurationen handelte, oder ob er sie enger aneinander rückte. Immer fand ein Pol seinen Gegenpol, immer empfand man die Spannungsfelder als richtig gesetzt.

Retrospektive Landesmuseum O.Ö. 1994

Retrospektive Landesmuseum O.Ö. 1994

Oktober 1994 bis November 1994 präsentiert die oberösterreichische Landesgalerie „Die großen Zeichen des Zen“, eine umfassende Retrospektive auf das künstlerische Werk von Karl Mostböck.

Im Rahmen eines Festaktes am 17. November 1994 erhielt Prof. Karl Mostböck die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Grein.

Am 14. März 1996 verlieh der Bundespräsident Prof. Karl Mostböck das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse“.

Im Mai 1997 feierten Karl und Herta Mostböck die goldene Hochzeit.

2001 – 2010

Karl Mostböck feierte am 21. April 2001 seinen 80igsten Geburtstag.

Juli 2001 Besuch bei Prof. Dr. Wichmann in Feldafing am Starnbergersee

Juli 2001 Besuch bei Prof. Dr. Wichmann in Feldafing am Starnbergersee

Nach einem Zusammentreffen mit Prof. Dr. Siegfried Wichmann bei einem Symposium über E.T.Compton besuchte Karl Mostböck den deutschen Historiker am 14. Juli 2001 in Starnberg. Prof. Dr. Wichmann war begeistert von den Werken des Künstlers und schrieb im Ausstellungskatalog der Retrospektive im Steyrer Schlossmuseum „ Ausgewählte Werke der Jahre 1950 – 2003“ folgendes:

Karl Mostböck – der Maler von Gegenwart und Zukunft

Im Werk von K. Mostböck sind die alltäglichen Dinge auf ihren realen Formwert hin überprüft, ohne die ihnen innewohnenden Bedeutungswerte zu stören, denn chiffrierende Formen, die den Naturalismus als Ausgangssituation benutzen, unterlagen stets stilisierenden Bewegungsinhalten. Wir erkennen in der Retrospektive von Karl Mostböck die Leitlinien, – die Gliederungen, die stets mit strengen Grenzbereichen wechseln. Die abstrakten Felder, Linien, Schwünge und unbetretbaren Räume sin schon zu Beginn stilisiert und gleichwohl in vollkommener Weise dem Gesamtwerk angepasst. Mostböck ist der Meister der netzartigen Verspannung der Einzelflächen und der pluralisierten Muster. Es geht dem Maler in seinem Gesamtwerk nicht mehr um Themenvergleiche, sondern um ein echtes Verständnis schöpferischer Kunst, es muss gerade das in einer Schau der Retrospektive gesagt werden. Mostböck wählt schon frühzeitig Musterungen, ja selbst gestalthafte Wesen können erscheinen und durch die Abstraktion können es auch alternierende Zeichen werden. Doch wichtig ist dem Maler die Kalligraphie, die Schreibkunst Ostasiens – die Mostböck dann mit dem am Bild aufgesetzten Stempel verbindet im Sinne der japanischen Färberschablone als Signatur, das war ihm Zeichen und Ziel.

Die bewegten silhouettierenden Themen greift der Maler wiederholt auf, der neue Flächenstil, den er entwickelt, ist der europäischen Kunst zunächst verbindlich. Doch der Maler stört durch die „brechenden“ Formen den Rhythmus der ostasiatischen Kalligraphie. Mostböck kann, und das zeigt diese Retrospektive, die europäische Raumdarstellung frei entwickeln, indirekt jedoch bestimmend bleibt, dass der Maler dem negativen Grund eine größere Anschaulichkeit gibt. Die Japaner wählten in altbewährter Methode die Flächenparallelität, die netzartig alle Objekte bindet. Auffallend ist immer das schwungvolle, phantasiereiche Rapportsystem, wobei der Künstler urplötzlich in die europäische Verräumlichung ausweicht. Diese Bemerkungen gelten immer im Zusammenhang mit westlichen Rezeptionen und können daher nicht für den ethnologischen Fachbereich stehen.

Immer, und das zeigt die Retrospektive von Mostböck eindeutig, unterliegt das Gesamtwerk einer groß angelegten Kompositionsform, die die Einheit des Objekts absichtlich negiert um eine Spannung und eine extreme Verlagerung innerhalb des statischen Bereiches zu erzielen. So ist es möglich, dass die Gestalt, wenn sie auftaucht, scheinbar reglos, jedoch mit höchster Konzentration sich weder der westlichen noch der östlichen Einflusssphäre nähert.

Das ganze Formensystem von Mostböck, sowohl asymmetrisch oder auf die Mitte hin ausgerichtet, ist genial, niemals wiederholbar. Auch die unregelmäßige Abfolge als künstlerisches Motiv wird erfasst. Mostböck ist so vielseitig in seiner Retrospektive, dass er einen Querschnitt durch das kulturelle Milieu gibt. Oftmals haben die Bildreihen des Malers etwas von den wandelnden Schatten, die formelhaft von der Gleichheit zu Vielheit verändert werden können. Immer werden die Sinneseindrücke in der Flächenfarbe und in der Linie aktiviert – vom Intensivstrich auf kleinster Fläche hin bis zur Arabeske. Die retrospektive zeigt, dass stets im Wandel zum neuen Lebensstil in der neuen bewegten Welt die subjektive Expression das Tuschespiel bestimmt. Mostböck geht stets im Malprozess auf, denn seine Abbilder zeigen den Extrakt des Gesehenen nochmals in der Vereinfachung.

Das kleine Bild steht im Mittelpunkt, denn mit wenig kann viel ausgesagt werden. Der verlaufende Duktus, die quellende Linie, vergehende Rinnsale, das ist die optimale Adaption, wir sehen den Ablauf der Werkaufteilung. Die Reihenfolge von verwandten Formen durch Pinseldrücker schafft Assoziationsketten auf kleinstem Raum. Das Ziel ist, durch die Fraktur der Pinselhandschrift, ein abkürzendes Verfahren zu schaffen, um die Dinge im Bildraum und der vorher wahrgenommenen Umwelt zu versinnbildlichen. Mostböck ist in der Lage, eine Steigerung seiner Malkunst im Kleinformat zu verfeinern. Das Pinselspiel ist gleichsam ein seismographischer Ablauf von bleibenden Eindrücken, die über die Zeiten sich stärken. Seine Retrospektive entspricht seinem gelungenen künstlerischen Ziel über die Zeiten hinaus. Die Schwarzweißtechnik mit beachtlichen Differenzierungen der Tonwerte steht im Interessenbereich derjenigen europäischen Künstler, die den spontanen Malvorgang bevorzugen. In der Technik selbst ist die dreidimensionale Wiedergabe des Gestalthaften gelöst, indem rundende Schraffuren im Sinne der europäischen Kunst nicht mehr auftreten. In der abkürzenden Weise bedeutet die Flächenschrift mehr als Fläche und weniger als Tiefenraum. Es stellt sich ein immer stärkerer Signalcharakter von kodifizierten Formen ein, die durch bühnen-und raummäßige Stufungen in geringster Art Auskunft geben über die Strukturen der ausgestellten Dinge. Die Kombination zwischen Linie und Fläche erreicht einen derartigen grad der Durchdringung und Angleichung, dass auch hier sich Fläche und Raum in den geringsten Schattierungen und Staffelungen begegnen. Die Graphologie der Handschrift gibt Auskunft über die jeweilige Bedeutung und das Können des Meisters.

Im Mai 2001 fand in der Oberösterreichischen Landesgalerie die Präsentation des Buches „Der Maler der kodifizierten Form“ statt. Es gibt wohl kaum berufenere, die über sein Lebenswerk schreiben könnten, als Prof. Dr. Siegfried Wichmann (ehem. Dir. der neuen Pinakothek in München) und Prof. Dr. Walter Koschatzky (ehem. Dir. der Albertina in Wien).

Vom Juni bis Juli 2001 wurde vom Direktors des Völkerkundemuseums Berlin, Dr. Kohlmann, in seiner Galerie „Im Pallas Verlag“ das Buch „Am See“ präsentiert und in einer Ausstellung die im Buch enthaltenen 42 Tuschezeichnungen gezeigt. Das Gedankengut des Zen bildet die Grundvoraussetzung für die Werke von Karl Mostböck und ist von prägender Bedeutung für sein Schaffen. Deshalb sind seine Malerwerke gleichzusetzen mit den Begriffskombinationen des Zen: „RUHE – FREIHEIT – und OFFENE KONZENTRATION“.

Prof. Werner Schmalenbach schrieb am 22.10.2001, nachdem er Bücher von Karl Mostböck entdeckt und sich damit auseinandergesetzt hat, einen Brief an den Künstler: „Aber sagen will ich doch, welcher Band mir am besten gefallen hat, es ist der Bilderzyklus mit den 42 Tuschezeichnungen ‚Am See‘. Die Tuschezeichnungen zeigen Landschaften in bester künstlerischer Umsetzung. Freiräume atmen Luft, geballte und konzentrierte Landmassen werden in wenigen Pinselstrichen zu Imaginationen aus Wasser und Farbe“.

Am 5. Oktober 2001 erfolgte die Verleihung des Ehrenringes der Stadt Steyr für Verdienste als erfolgreicher Maler und Grafiker.

Ende 2002 Ausstellung im „Danubiana Meulensteen Art Museum in Bratislava, wo das Buch „Austrian Art – Expressive Tendenzen in Österreich seit 1960“ präsentiert wurde, in dem Martin Hochleitner folgendes über K. Mostböck schreibt:

Mostböck’s Interesse am Menschen galt nicht der Anatomie des Körpers, sondern dem Träger und Bezugspunkt von Sinnlichkeit, Gefühlen, Sexualität und Erotik. In vielen Arbeiten sucht der Künstler die Begegnung zum Menschen. Mostböck überrascht hierin mit der Direktheit in den künstlerischen Benennungen von Stellungen, Posen und Haltungen, die er in der Intimität des Augenblickes jedoch wiederum subtil auffängt. Der Künstler schildert damit sehr nuanciert die Ganzheitlichkeit menschlichen Seins, zu der auch zutiefst empfundene Lust gehört. Angesichts eines bisherigen Werks aus sieben Jahrzehnten wurde Karl Mostböck in der oberösterreichischen Kunst nicht nur zu einem wichtigen Vertreter der informellen Kunst der fünfziger und sechziger Jahre. Gerade über seine Auseinandersetzung mit den Traditionen des Informel mit der Wiederkehr einer unbekümmerten fabulierenden Malerei der „Figuration libre“ zu verbinden. Ohne neoexpressionistische Züge nachzuvollziehen, wurden diese über Jahrzehnte betriebene Körpererfahrung und ihre Umsetzung zu wesentlichen Faktoren einer von Subjektivismus bestimmten Kunst.

In den Räumen der Schlossgalerie Steyr veranstaltete 2003 die Kulturabteilung der Stadt, gemeinsam mit der Galerie Steyrdorf, die große „Karl Mostböck – Retrospektive“.

2005 Eröffnung der Ausstellung „Karl Mostböck – Impressionen der Stille“ im Wiener Museumsquartier.

Das Fest der Diamantenen Hochzeit feierte das Ehepaar Karl und Herta Mostböck am 27. Mai 2007. Sie sind 60 Jahre glücklich verheiratet.

Treffpunkt Kunst: Ausstellung und Begegnung mit Karl Mostböck am 28. Februar 2008 im ORF – Landesstudio Oberösterreich.

Am 15. Oktober 2008 erhält Karl Mostböck im Rahmen einer Festsitzung die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Steyr.

Anfang 2009 erkrankte Karl Mostböck und war nicht mehr in der Lage, die Malerei weiter auszuführen.

Die Eröffnung der Ausstellung „Arbeiten aus sieben Jahrzehnten“ im September 2010 durch Dr. Carl Aigner sowie die Buchpräsentation „Karl Mostböck“ (Brandstätter Verlag) finden in der ehemaligen Wirkungsstätte des Künstlers im MAN-Werk in Steyr statt. Es sollte der letzte Auftritt des bedeutenden Vertreters der informellen Malerei in der Öffentlichkeit sein. MAN–Vorstand Gerhard Klein eröffnet als Höhepunkt des Abends den „Karl Mostböck – Saal“.

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